Harald Fereberger.
Geboren 1929 war er der österreichische „Messi“ des
Segelsports, zu seiner Zeit ein nahezu unschlagbares Phänomen in allen
Segelklassen und auf allen Revieren, ob auf Seen oder bei Inshore- oder
Offshore-Rennen auf dem Meer.
Als Mitglied des Schiedsgerichts sollte er beim Ecker Cup
für gerechte Entscheidungen sorgen. Zu viel bekam er aber nicht zu tun, vor
allem beide Starts in Zadar und Kalamata gingen segeltechnisch einwandfrei über
die Bühne. Den Rest der Reise genoss Harry in seiner ruhigen Art auf dem
Begleitschiff. Wobei er wahrscheinlich schon manchmal gerne auf einem der
Regattaboote mit dabei gewesen wäre.
Wir treffen uns in Alanya auf ein Gespräch und sehr bald
schon erzählt er einfach nur. Fragen sind nicht nötig bei seinem Erfahrungs-
und Anekdotenschatz, mit dem man mehrere Bücher füllen könnte.
Schon sein Vater war ein ausgezeichneter Segler gewesen und
stellte dem sechsjährigen Harry ein Ruderboot auf den Traunsee. Nach und nach
wurde dieses zur Segeljolle umfunktioniert: da kam ein Mast dazu, dann ein Schwertkasten,
das erste Segel wurde zum wohlgehüteten
Schatz. Im Laufe der Jahre sollten dann viele verschiedene Boote und Yachten
folgen, so segelte er O-Jollen, Finn, FD, Star, Soling, Yngling, H-Boote und
Drachen, dazu Yachten in Offshore-Rennen wie dem Admiral´s Cup. Darauf
angesprochen, warum er so oft auf andere Klassen umgestiegen und ob ihm das
nicht schwer gefallen wäre, lacht er nur und rechnet mir vor, dass er in seiner
langen Segelkarriere durchschnittlich 10 Jahre auf einer Klasse verbracht hätte
- und da hat er recht, das ist dann doch wieder lang.
Bei Regatten „mitzusegeln“ ist untertrieben, Harry kam,
besah sich das Revier („Das ist immer dasselbe, ein Berg, ein Tal, der Wind
pfeift dazwischen durch!“) und siegte. Auf einer dieser Regatten fuhr er 30
Meter vor seinem stärksten Rivalen, bemerkte, dass dieser Probleme mit der
Großschot hatte, fuhr in den Wind und wartete bis der Gegner wieder 30 Meter an
ihm heran war, bevor er weiter- und natürlich als Erster über die Ziellinie segelte.
Insgesamt 37 Staatsmeistertitel brachte er so nach Hause,
dazu einige Europa- und Weltmeistertitel. Harry nahm an den Segelbewerben der
Olympischen Sommerspiele 1952, 1960 und 1972 teil, gemeinsam mit anderen
bekannten Segelgrößen wie Harald Musil und Franz Eisl.
Was macht man mit all den Pokalen und Medaillen, die sich da
angesammelt haben? Zusätzlich mit den vielen Auszeichnungen, die schon sein
Vater erhalten hatte, hat Harald Fereberger den Hauptteil in Kisten im Keller
verstaut. Nur einige Lieblingsstücke habe er im Wohnzimmer stehen. Das macht
mich neugierig. Bei so vielen Siegen, welcher war denn der, an den er sich am
liebsten zurückerinnern würde, welcher Pokal erhielt den Ehrenplatz?
Da überlegt Harry nicht lange: „Den liebsten Pokal habe ich
gar nicht selbst gewonnen. Und auch mein Vater nicht. In unserem Segelclub gab
es zur Zeit meines Vaters einen ausgezeichneten jüdischen Segler. Sein Name war
Natter. Vor dem zweiten Weltkrieg bekam dieser große Schwierigkeiten
und sollte auch aus dem Club geworfen werden. Mein Vater hat sich immer für ihn
eingesetzt. Jahre später, schon nach dem Krieg, hat sich der Natter wieder
gemeldet und gemeint, er hätte einmal bei einer Clubregatta den sogenannten
Freundschaftspokal gewonnen, dass dieser aber meinem Vater – einem echten
Freund – gebühren würde.“
So hat der
Segler Natter dem Segler Fereberger Senior seinen Freundschaftspokal vermacht –
und dieser hat noch heute seinen Ehrenplatz im Hause und im Herzen von Harald
Fereberger.
Mit seinem Vater ist Harry übrigens nie gesegelt, hat sich
von ihm keine Tricks abschauen können, sondern sich alles selbst beigebracht –
um dann bei ein paar Regatten den alten Herren zu schlagen, was diesem
natürlich gar nicht recht war. Die Mutter zu Hause musste die Wogen dann
vorsichtig glätten, stolz auf den Buam, das aber lieber nicht zu öffentlich,
um den Hausfrieden nicht zu gefährden.
Auf die Frage, was seine liebste Disziplin wäre, „Staberl“-Wettfahrten
oder Offshore-Regatten, dreht er sich leicht um und besieht sich die in Alanya
eingegangenen Yachten vom Ecker Yachting 1000 Meilen Race. Mit einem Leuchten
in den Augen erklärt er mir dann, dass ihn die Hochsee schon immer mehr gereizt
habe, weil da so viel mehr mitspielen würde: die richtige Taktik, aber auch
Ausdauer, Wetter- und Navigationskenntnisse. Deshalb würde ihm auch der Ecker
Cup so gut gefallen, weil da wirklich alles mit dabei wäre. Dann spricht er
allen Teilnehmern seine große Anerkennung aus. Denn da segelten ja keine
Profis, da segelten Amateure – und das durchs ganze Mittelmeer unter
schwierigsten Bedingungen.
In seiner spitzbübischen Art erzählt mir Harry zum Schluss,
dass er es vor drei Jahren noch einmal wissen wollte und zwei etwa
gleichaltrige Segelkameraden dazu überreden konnte, bei einer Regatta
mitzufahren. Die zusammen über 240jährige Crew sorgte wohl für einiges Aufsehen
am See. Gewonnen haben sie nichts und Harald will in Zukunft auch lieber nur
noch privat segeln gehen. Über diesen Entschluss werden sich wohl so manche
Segler freuen, die in ihm einen harten, aber immer fairen Gegner
gefunden hatten.
Vielen Dank an Harald Fereberger für seine Zeit und seinen
Einsatz beim Ecker Yachting 1000 Meilen Race 2012 und für unser Gespräch! Ich
hätte dir noch stundenlang zuhören können!
Foto: Georg Gindl
Text: Yvonne A. Kienesberger
Union Yachtclub Traunsee - Ehrentafel:
http://www.uyct.at/der-club/ehrentafel.html
Youtube-Fundstück von den Segelbewerben bei den Olympischen Sommerspielen in Rom 1960:
Youtube-Fundstück von den Segelbewerben bei den Olympischen Sommerspielen in Rom 1960:
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