Freitag, 7. Dezember 2012

Der Ecker 1000 Meilen Cup 2012 – eine Beobachtung

Am 13. Oktober 2012 starteten in Zadar (CRO) 58 Yachten zu einer Neuauflage des Ecker Yachting 1000 Meilen Cups. Das Rennen führte über einen Zwischenstopp in Kalamata (GR) nach Alanya (TR). Die längste Langfahrtregatta für Amateure im Mittelmeer begeisterte auch in diesem Jahr Teilnehmer, Organisatoren und Beobachter vor Ort und zu Hause vor den Bildschirmen. 

Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst. Getreu meinem Motto werfe ich mich wieder einmal direkt hinein ins Gewühl und werde – wie schon so oft – zum Beobachter. Und auf einer Regatta wie dem Ecker Cup gibt es ja wahrlich viel zu sehen und zu notieren. Wieder zu Hause betrachtet man dann die Kritzeleien und überlegt sich, aus welcher Sicht man den Abschlussbericht schreiben könnte. Protagonisten gäbe es da viele…

Natürlich sind zuallererst einmal die Teilnehmer selbst zu nennen. Der typische Regattasegler ist männlich, einem Manöverschluck nie abgeneigt und trägt Bart. Letzteres wohl deshalb, weil so eine Rasur auf einem Schiff in holpriger Schräglage eher schwierig ist. Wie gut, dass es im Ziel in der Türkei Barbiere gibt. Sonst würde man auf den Siegerfotos ja gar nicht wiedererkannt werden. 

Wenn sich eine Frau auf so ein Regattaschiff verirrt, dann muss sie schon was ganz Besonderes sein und wird deshalb (wenn gerade keiner hinschaut) von der männlichen Crew auf Händen getragen. Markige Macho-Sprüche wie das übliche „Frauen an Bord bringen Unglück“ dienen nur der Tarnung und Täuschung, um die seemännische Ordnung nach außen hin aufrecht zu erhalten. Wir Frauen verstehen das und hören darüber großzügig hinweg. Dieses Mal hatten wir übrigens auch zwei Skipperinnen im Rennen, die ihren männlichen Kollegen nun wirklich um nichts nachstanden. 

Allen Regattateilnehmern gemeinsam ist eine gehörige Portion Mut und Durchhaltevermögen, sowie die Gabe, auch in den schwierigsten und anstrengendsten Augenblicken Ruhe und ein Quäntchen Humor zu bewahren. Nur die Harten kommen durch! Noch so ein Spruch, der aber hundertprozentig stimmt, denn Ziel des Rennens ist es, Langfahrt- und Regattasegeln miteinander zu vereinen. Da werden sämtliche Fähigkeiten eines Seglers auf die Probe gestellt: Segeltrimm, Wetterkunde, Navigation, Regattataktik, Kochkünste, Über-das-Schnarchen-des-Kojennachbarn-Hinweghören und Um-drei-Uhr-früh-mitten-im-ärgsten-Gewitter-Wache-stehen-ohne-zu-murren sind mit ganz oben auf der Anforderungsliste eines Ecker Cup-Teilnehmers.

Am Ende konnte sich die Crew der GEMINI um Skipper Helmut Ratzer über den Gesamtsieg nach berechneter Zeit freuen. Das blaue Band ersegelte die Mannschaft der GANYMED mit Skipper Peter Wimmer. In den Klassen freuten sich jeweils die Crew der ADORA, der MARY ONE, der SUN CLOUD, der EMILIA, der GEMINI, der SUMMER WIND und der GORKI über den wohl verdienten ersten Platz. Bei der Abschlussfeier in Alanya war jedoch eines ganz klar: Sieger waren alle, die durchgekommen waren, die aufkreuzend gegen den Wind um die 1600 Seemeilen in zwei Wochen zurückgelegt, die in schlaflosen Nächten am Ruder gestanden und an den Schoten gezupft und die trotz aller Unannehmlichkeiten nie ihre gute Laune verloren haben.

Auch nie seine gute Laune verloren hat der schon bewährte Ecker Cup Regattaleiter Wolfgang Lazi Legenstein. Überhaupt scheint er das Gemüt Gandhis und des Dalai Lamas in sich zu vereinen. Ich persönlich hätte so manche Geschichte beobachtet, bei der ich mal kurz etwas laut geworden wäre. Da war zum Beispiel der Kapitän des Regatta-Begleitschiffs, der nicht wirklich seiner Aufgabe gewachsen schien, was er täglich aufs Neue mit kuriosesten Mitteln unter Beweis stellte. Lazi Legenstein blieb ruhig. Oder die Tatsache, dass in Griechenland die Uhren – vor allem zur Zeit der Siesta – eben anders ticken und sich so ein kleiner Tankwagenbesitzer von einer Horde wildgewordener, bärtiger Seemänner sicher nicht einschüchtern lässt. Weil es ist heiß und Wochenende und überhaupt ist er der einzige Tankwagenbesitzer und wer sich lange aufregt, der wird einfach nicht bedient. So sieht´s aus. Lazi Legenstein blieb ruhig. Und steckte damit alle an. Ein großartiger Regattaleiter, der gekonnt alle Wogen glättet. Und selbst dann noch lachte, als er bei der Siegesfeier in Alanya von feiernden Crews ins Wasser eines Swimmingpools geworfen wurde. Wahrscheinlich weil er wusste, dass dieser Akt gleichzeitig Ausdruck größter seemännischer Ehrerbietung war.

Im Hafen immer nur mit einem Lächeln auf den Lippen anzutreffen, war auch Zbynek Hercik, der Entwickler der Tracking-Technik, mit deren Hilfe die daheimgebliebenen Fans am Bildschirm mitverfolgen konnten, wo sich „ihre“ Crew gerade befand. Vor dem Start und im Ziel von einem Schiff zum nächsten hetzend, um nach dem Rechten zu sehen, verlor Zbynek trotzdem nie die Geduld und gute Laune. Auf die Frage, wie er das machen würde. Ob es ihm nicht schön langsam reichen würde und warum er denn immer noch lächeln könnte, meinte er nur: „Erst wenn du ein hysterisches Lachen von mir hörst, dann solltest du dir Sorgen machen.“ Ein solches Lachen habe ich in den Marinas glücklicherweise nie vernommen. Es schien ihm also gut zu gehen. Ich nehme an, das lag daran, dass er selbst ein begeisterter (Regatta)segler ist und einfach in seinem Element war.

Auch der im Schiedsgericht sitzende Harald Fereberger, eine Ikone des österreichischen Segelsports, war zufrieden, wie man in diesem Interview nachlesen kann, das ich mit ihm machen durfte: 


Man könnte so eine Regatta auch aus der Sicht des Regattafotografen Georg Gindl beschreiben, dem Mann im Hintergrund, dem „Phantom“, wie er auch genannt wird. Ein guter Geist, der sich nur dann und wann mit einem Blitz zu erkennen gibt und der uns seine Sicht der Dinge durch wunderschöne Momentaufnahmen vermittelt. 

Man könnte sich auch auf dem Olymp mit den Göttern an einen Tisch setzen und den Ecker Cup von dort oben aus betrachten: 
Die Götter der Meere und Winde saßen bei einem ihrer Trinkgelage (Manöverschlucke bekamen sie von den Regattateilnehmern ja genug) und beschlossen, denen da unten so richtig schön zu zeigen, was denn das Mittelmeer im Herbst bedeuten würde. Sie konnten sich nur nicht darauf einigen, welches Mittel dafür am besten geeignet wäre und probierten deshalb alles einmal aus: nervenaufreibende Flauten, Sturmfronten mit Starkwind und hohem Wellengang, Blitz und Donner, Regenfälle, die alles an Bord durchnässten und die Sicht auf null reduzierten. Aber als selbst die ADORA weiterfuhr, obwohl zuvor ein Crewmitglied, den Göttern sei Dank mit Lifeline gesichert, kurzzeitig über Bord gegangen war. Und als sich die Crew der BIG ONE nach Problemen mit ihrem Schiff dazu entschied, sich eine andere Yacht zu suchen und außer Konkurrenz weiterzusegeln, um auf alle Fälle bei der Siegesfeier in Alanya mit dabei zu sein. Spätestens dann mussten selbst die Götter einsehen, dass sie es wohl mit echten Seefahrern zu tun hatten, die sich von nichts abhalten oder vertreiben ließen. Sie ließen den Wetterpoker sein und schickten zur Versöhnung Regenbögen, spektakuläre Sonnenauf- und untergänge oder eine Delphinschule vorbei. In Anbetracht dieser Naturschönheiten, konnte man ihnen ihre Kleingläubigkeit schnell verzeihen – und völlig vergessen, dass man auf der letzten Nachtwache geschworen hatte, nie wieder segeln zu gehen. 

Man könnte die Regatta auch aus der Sicht des Segelmachers im kleinen italienischen Städtchen Leche oder aus der Sicht der Zapfsäulenbesitzer in Brindisi, Ithaka, Kalamata und wo immer auch eine unserer Crews einen gekonnten Pit Stopp eingelegt hatte, erzählen. Man stelle sich vor, wie ein glücklich grinsender Ehemann seiner Frau beim Abendbrot erzählt: „Da sind heute - außer der Saison - ein paar bärtige Seemänner aufgetaucht und wollten ihre Segel geflickt und ihren Tank gefüllt haben! Der Weihnachtsbraten ist gesichert!“

Oder aus der Sicht des Regatta-Begleitschiffkapitäns, der sich das alles ganz anders vorgestellt hatte und womöglich seiner Frau nach der Reise kopfschüttelnd etwa folgendes erzählte: „Und stell dir vor, diese bärtigen Verrückten wollten wirklich, dass wir in der Nacht weiterfahren! In der Nacht!“

Oder aus der Sicht des Beamten der türkischen Einwanderungsbehörde, der an einem der höchsten islamischen Feiertage in die Marina in Alanya kommen musste, um die Yachten einzuklarieren. Er war nicht sehr guter Laune, ja wahrscheinlich der einzige griesgrämige Mensch im gesamten Hafengelände. Der Arme! Man stelle sich einmal die Diskussion mit seiner Frau vor: „Was willst du machen, wenn diese bärtigen Verrückten ausgerechnet heute in unserem Land einreisen wollen? Arbeit ist Arbeit und irgendwer muss ja das Geld für den Eid-Braten nach Hause bringen.“

Oder aber man schaut sich so eine Regatta einmal aus der Sicht der Veranstalter an, aus der Sicht der Ecker-Crew. Schon ein Jahr vor Start des Rennens wird mit der Arbeit begonnen – ausgeführt von Mitarbeitern, die die Regatta sozusagen neben ihrer eigentlichen Arbeit organisieren und vor Ort dann auch von freiwilligen Helfern unterstützt werden. Allen Mitarbeitern im Büro in Ried, auf den beteiligten Stützpunkten und allen Freiwilligen muss für ihren unermüdlichen Einsatz ein großes Lob ausgesprochen werden. In einer sehr netten Geste holte Ecker Yachting Geschäftsführer Mag. Hannes Kikinger seine Mitarbeiter deshalb bei der Siegesfeier in Alanya auf die Bühne – und ins wohlverdiente Rampenlicht. Auch sie waren Sieger und durften sich den Beifall der Seglergemeinschaft abholen.

Oder man betrachtet das 1000 Meilen Race aus der positiven Sicht der Regattaärztin Dr. Roswitha Prohaska, die in Alanya erfreut berichtete, dass sie nur Kleinigkeiten zu behandeln gehabt hatte.

Es sind also alle Protagonisten unseres Heldenepos, unserer Neuauflage der Odyssee durchs Mittelmeer heil im Ziel angekommen.

Ende gut, alles gut. 

Wir können zufrieden sein, beim Fotoschauen im warmen Kämmerlein schön langsam die Strapazen vergessen und beginnen, uns auf den nächsten Ecker Cup zu freuen….
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Meine ganz persönlichen Helden der Geschichte sind natürlich die Mitglieder des A-Teams des diesjährigen Ecker Cups: meine MOONSHADOW-Crew, die mich durch das Mittelmeer kutschierte, mich auf Händen trug und mir auch in meinen schwachen Momenten beistand (ich sage nur: massives Muskelversagen bei Leinenübergabe). 

VIELEN DANK AN… 

Peter Hofinger Senior, der fachmännisch bei mir Entzugserscheinungen was die innviertlerische Kost angeht diagnostizierte und mich in der Zeit auf dem Schiff daher auf eine Rindsbraten-, Leberkäs-, Gulaschdiät setzte. Einfach köstlich! Genauso fachmännisch diagnostiziert Peter Motorprobleme, die aber ebenso schnell von ihm aus der Welt geschafft werden.

Peter Hofinger Junior, meinem Wachpartner, mit dem ich mitten in der Nacht summend so manchen Ohrwurm austauschte – bis wir auch noch andere Dinge hörten, die aber wirklich da waren, da in der Finsternis - - wir schwören es…! Nach zwei Wochen waren wir ein eingespieltes Team und wussten, dass die erste Stunde der Wache einigermaßen gut verlaufen, dass die zweite ob der Wellen und den Wetterverhältnissen ganz furchtbar sein würde und dass wir in der dritten Stunde schwören würden, nie wieder einen Fuß auf ein Schiff zu setzen. Jedenfalls freuen wir uns schon auf ein Wiedersehen – auf einem Schiff natürlich. 

Hardy Dobler, der nach uns die Wache hatte, in der es immer zu regnen schien. Der auch noch mit starken Rückenschmerzen Schiffsreparaturen erledigte Und der bei alldem trotzdem nie die gute Laune verlor und die außerordentliche Gabe, gute Laune zu verbreiten. Besonderer Dank gilt ihm auch für den unermüdlichen Einsatz als mein persönlicher Pressefotograf! 

Roman Dobler, der wohl noch beim ärgsten Wellengang mit dem Kopf nach unten in einer Backskiste, in der ein Benzin-Wasser-Gemisch schwappt, hängen könnte – ohne dass es ihm übel werden würde. Der Arbeit sieht und sich nicht umdreht und geht, sondern sie erledigt. Ein richtiger Seemann also und obendrein noch ein Meister, was das Installieren von SIM-Card-Modems angeht. Damit mein persönlicher Retter in der (Kommunikations)not – und ein heißes Eisen auf weit anspruchsvollere Posten bei den nächsten Ecker Cups. 

Erwin Salomon, der uns mit seinen Adleraugen auf so manches Hindernis aufmerksam machte, aber auch auf so manche Naturschönheit, die uns mit Sicherheit entgangen wäre. Der immer die Ruhe bewahrte und mich damit auch in stressigen Situationen auf den wackligen Boden der MOONSHADOW zurückholte.

Und – last but not least – VIELEN DANK an unseren Käptn Gerhard Tersch, den besten Regatta-Begleitschiffskapitän, den man sich wünschen kann. (Er fuhr sogar nachts! Nur ein kleiner Seitenhieb, Entschuldigung!) Gerhard war immer zur Stelle, wenn man ihn brauchte. Wie er das machte, weiß ich nicht. Ich glaube, er schlief die ganzen zwei Wochen einfach gar nicht, was diese Anekdote, grinsend von ihm erzählt, beweist: „Gestern hab ich eine Wache in der Nacht diskutieren gehört, ob sie mich aufwecken soll wegen irgendwelcher Lichter in der Ferne. Ich hab kurz durch ein Fenster gespäht, gesehen, dass keine Gefahr bestand, mich auf der Salonbank umgedreht und mir nur gedacht: hoffentlich wecken die mich nicht auf....“

An mein A-Team: Ihr ward wirklich eine Traumcrew und ich freu mich auf ein nächstes Mal mit euch!

2 Kommentare:

  1. Schön zu lesen dass bei der Regatta alles gut organisiert war!
    Zumindest einen Teil der guten Organisation hätten sich die Rücküberführer auch gewünscht, da hakte es an allen Ecken!
    Eine Ausrede "wir hatten ja einen günstigen Preis erhalten für die Rücküberführung da muss man schon mit Mängeln rechnen", wird wohl keiner der Rücküberführer gelten lassen!
    Es erweckt fast den Anschein es gibt ach Skipper zweiter Klasse!
    Lob ist wichtig und sollte auch gegeben werden,
    aber ein Vercharterer sollte auch Fehler zugeben können wenn sie passiert sind! (auch wenn es der Beste Vercharterer der Welt sein will)
    Heller Robert

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  2. Hallo Herr Heller!
    Vielen Dank für Ihren Kommentar!
    Wenn Sie mit den Mängeln die Probleme beim Ausklarieren in der Türkei ansprechen, dann können wir nur noch einmal sagen, dass es uns sehr leid tut, dass diese entstanden sind - sie aber nicht bei uns gelegen sind. Unsere Mitarbeiter waren vor Ort zwei Tage intensiv mit den Behörden in Kontakt, um eine rasche Lösung zu finden. Falls Sie noch andere Kritikpunkte haben, würde ich Sie bitten, sich per Mail direkt an unser Büro zu wenden unter info@eckeryachting.com! Vielen Dank und freundliche Grüße!

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